Starkregen: Wie Sie sich gegen die verkannte Gefahr besser schützen können
Starkregen war auch im vergangenen Jahr immer wieder ein Thema. Nach Vorhersagen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) und des Deutschen Wetterdienstes (DWD) werden diese extremen Wetterlagen mehr und mehr zum Regelfall. Daher sind Vorbeugungsmaßnahmen und eine hohe Informationskultur besonders wichtig, um Privatleute sowie Kommunen vor eventuellen Schäden zu schützen bzw. diese möglichst gering zu halten.
Anfang Oktober wurden aktuelle Zahlen zu Extremwetterlagen aus dem Jahr 2014 im Naturgefahrenreport publiziert (VersicherungsJournal am 07.10.2015). Seitens des GDV wird darin auf das hohe Schadenspotenzial durch Starkregen hingewiesen. Im Jahr 2013 überwogen noch Hagel-und Hochwasserschäden, 2014 standen hingegen Starkregen und Sturm an erster Stelle.
Ein Extrem jagt das andere
Der Orkan Ela sorgte im Juni 2014 für einen Schaden an Gebäuden und Hausrat in Höhe von 600 Millionen Euro, was ihm den zweiten Platz der teuersten Sommerstürme seit der Jahrtausendwende einbrachte. Im Zuge der Sigma-Studie Natural and man-made catastrophes in 2014 im Auftrag der Swiss Re erreicht Ela weltweit den dritten Rang.

Vielerorts sind 2014 in Deutschland Starkregenereignisse aufgetreten. (Bildquelle: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V.)
Wenige Wochen nach Ela erlebte die Stadt Münster in Nordrhein-Westfalen die nächste Unwetterkatastrophe, die mit Starkregen mit 292 Litern pro Quadratmeter einen Schaden von 200 Millionen Euro anrichtete. Dies stellt den höchsten Niederschlag in Deutschland seit 2002 dar. Nur das Osterzgebirge erlebte im August 2002 mehr Niederschlag. In dessen Verlauf beliefen sich damals die Privatschäden auf 240 Millionen Euro und der Gesamtschaden auf über eine Milliarde Euro, nachdem es zu Flussübertretungen und Überschwemmungen von Häusern und Straßen kam und die Täler mit Schlamm und Geröll angefüllt wurden.
Experten sprechen schon lange von steigenden Risiken
Klimaexperten erklären seit Längerem mit Nachdruck, dass die Wetterlage vor einer Wandlung steht, sodass vermehrt Gewittern ähnliche Niederschläge zu erwarten sind. Bei 10 Millimetern Niederschlag in 15 Minuten bzw. 35 Millimetern an einem Tag wird von Starkregen gesprochen. Dieser kann sich auch fernab vom Alpenraum, Flüssen und anderen Gewässern und zudem bis in die Wintermonate hinein ereignen.
Der Grund dafür liegt in der Erwärmung der Erdatmosphäre, welche mehr Wasserdampf in die Atmosphäre befördert, sodass in der Folge größere Einflüsse auf das Wettergeschehen festzustellen sind. Durch diese Entwicklung lassen sich die Risiken durch Extremwetterereignisse, bei denen auch der GDV-Gefahrenreport einen Anstieg vermutet, immer weniger abschätzen.
Für Kompositversicherer bringt dies eklatante Folgen mit sich. 2014 wurden die Wohngebäude– und Hausratsversicherer mit 1,2 Milliarden Euro, 2013 sogar mit 7,4 Milliarden Euro für Schadensbegleichungen belastet (VersicherungsJournal am 07.10.2015 und 13.10.2014). Übrigens: Schon vor ca. 3,5 Jahren veröffentlichte der Deutsche Wetterdienst (DWD) eine Warnung vor zunehmenden Wetterextremen wie Starkregen, Böen oder Gewitter im Zuge von steigenden Temperaturen (VersicherungsJournal am 04.05.2012).
Städte im Fokus
Da es in urbanen Räumen an unversiegelten und unbebauten Flächen mangelt, die das Versickern und Ablaufen von Regenwasser behindern, sind Städte bei Starkregen besonders gefährdet. Die Abwassersysteme sind in solchen Fällen schnell überlastest, sodass es ohne weiteres zu überfluteten Straßen, vollgelaufenen Kellern und erodierenden Böden kommt.
Das plötzliche und heftige Eintreten macht Starkregen so gefährlich. Lediglich Wirbelstürme, die in Deutschland 30 bis 40 Mal im Jahr auftreten, sind weniger prognostizierbar. Das Gefahrenpotenzial kann gesenkt werden, wenn genügend Versickerungsflächen und Regenwasserspeicher anlegt werden.
Auch Hauseigentümer können aktiv werden, um ihr Eigenheim wirksam vor Starkregen zu schützen. Denkbare Vorkehrungen sind:
- Dachbegrünung (ermöglicht die Wasseraufnahme und Verzögerung des Abflusses von Regenwassers)
- Installation stabiler Barrieren
- Gebäude ohne Keller; sonst Schutz der Kellerwände durch wasserdichten Beton („weiße Wanne“) und dampfdichte Beschichtung („schwarze Wanne“)
- Vertiefungen für Teiche und Bäche auf Grünflächen
- Anlegen wasserdurchlässiger Areale
- Fenster und Türen, die Belastungen von Druckwasser standhalten
- Höherlegung von Hauseingängen mittels Treppen oder Rampen
- Keller nicht zur Lagerung wertvoller Dinge nutzen
- Areal mit Oberflächengefälle
- Auswahl eines vorteilhaften Standortes
Risikovoraussage ist in Arbeit
Bislang besteht noch großer Forschungsbedarf, um sichere Aussagen über regionales Auftreten von Starkregen, die Stärke oder die eventuelle Schadenssumme treffen zu können. Dabei müssen klimatische und bauliche Facetten sowie die Beschaffenheit des Bodens berücksichtigt werden.
GDV und DWD entwickeln anhand dessen eine Art Gefahrenkarte, aus der ersichtlich wird, wie hoch das Starkregenrisiko in welcher Gegend ist. Besonders wichtig hierbei ist, dass die Allgemeinheit von der drohenden Gefahr weiß, sodass eine ideale Vorbereitung seitens der Bewohner, Versicherer und Kommunen möglich ist. Die WarnWetter-App des DWD hat sich zum Ziel gemacht, die Bevölkerung frühzeitig vor Gefahren durch Starkregen, Sturm oder Glatteis auf regionaler Ebene zu warnen.
Informationskampagnen als Vorbeugungsmaßnahme
Bislang ist das Bewusstsein der Bevölkerung für Starkregen und die damit verbundenen Schäden nicht besonders groß, da Überflutungen vielmehr mit Flüssen als mit extremen Niederschlägen in Verbindung gebracht werden. Daher sind Informationskampagnen mit wichtigen Ratschlägen zu ausreichendem Versicherungsschutz und Schutzmaßnahmen unentbehrlich. Auf diese Weise können Folgen von Unwettern erheblich verringert werden.